„Die Schlagzeilen sind alarmierend.“ – so beginnt der Artikel der Sächsischen Zeitung und verweist dabei auf den Erziehermangel in der AWO-Kita Schlängelbachweg und im DRK-Kindergarten Regenbogen in Graupa, in denen die Eltern gebeten wurden, die Erziehungszeiten ihrer Kinder zu reduzieren.
Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke macht es nun zur Chefsache, mit einer städtischen Werbeoffensive zusätzliches Personal für Pirnas Kitas zu gewinnen.
Kinderbetreuung ist eine kommunale Pflichtaufgabe, die auch in Pirna jederzeit sicherzustellen ist. Unter der Prämisse Personalkosten in den Kitas einzusparen, hat Pirna vor Jahren freien Trägern wie der AWO und dem DRK die Gewährleistung der Kinderbetreuung übertragen. Dies schließt selbstverständlich ein, dass die freien Träger ausreichend Personal vorhalten, um die ihnen übertragene Pflichtaufgabe überhaupt umsetzen zu können. Ihre Verwaltungsaufgaben erhalten die freien Träger mit einer zusätzlichen Verwaltungskostenpauschale vergütet.
Der Oberbürgermeister spricht in diesem Zusammenhang auch von Abwerbung und Konkurrenz. Ja, diese Konkurrenz gibt es. Nicht nur auf dem Markt für Erzieher. Pirna befindet sich im ständigen Wettbewerb mit den angrenzenden Städten und Gemeinden, wie Dresden, wohin Pirnaer Erzieher wegen vorrangig besseren Arbeitsbedingungen und zweitens besserer Bezahlung abgewandert sind.
Können und wollen wir uns zusätzliche Konkurrenz innerhalb unserer Stadt weiter leisten❓ Belebt Wettbewerb in dem sozialen Bereich „Kinderbetreuung“ tatsächlich den Markt oder führt hier Konkurrenz dazu, das Erzieher in städtische Kitas anderer Gemeinden gehen, wo Arbeitsbedingungen und Löhne konkurrenzlos gleich gut sind❓
Die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Kinderbetreuung immer vor Augen, sollten wir Stadträte unter den Herausforderungen der heutigen Zeit hinterfragen, ob das Modell der freien Trägerschaft für die Erfüllung dieser städtischen Pflichtaufgabe tatsächlich Vorteile für Kinder, Eltern, Erzieher und die Stadt bringt. Den Kindern, um die es bei dieser Diskussion letztendlich geht, ist es egal, ob der Träger ihrer Kita städtisch oder ein freier Träger ist.
Gespräche mit den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung, mit den freien Trägern und Elternvertretern werden zeigen müssen, ob der vor Jahren eingeschlagene Weg der freien Trägerschaft weitergegangen werden kann oder ob Kinderbetreuung wieder vollständig in eigene, in städtische Hand genommen werden muss.
Zur zukünftigen Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Kinderbetreuung, gehören neben Mitarbeiterzufriedenheit und Übereinstimmung mit den Interessen und Vorstellungen der Eltern auch nackte Zahlen in Euro und Cent. Der Vergleich der Kosten zwischen Kinderbetreuung in freier und städtischer Trägerschaft wird zeigen, was uns qualitativ hochwertige und personell gut ausgestattete Kinderbetreuung wert ist und wie wir mögliche Mehrausgaben gegenfinanzieren wollen.
✅ Die Probleme müssen benannt werden. Wenn wir feststellen, dass diese Probleme besser und schneller in Verantwortung der Stadt gelöst werden können, dann gehört in meinen Augen Kinderbetreuung vollständig zurück in öffentliche, städtische Hand.
▶ Stichwort: Tagesmütter
Viele Eltern von Kleinkindern bis 3 Jahren legen Wert auf Betreuung bei Tagesmüttern und Tagesvätern. Um diesen Wünschen zukünftig schneller entsprechen zu können, müssen in Pirna diese Angebote deutlich verbessert und ausgebaut werden.
llll➤ Wir müssen wieder agieren, statt nur zu reagieren.
