Wie sich der Amtsantritt des neuen Pirnaer AfD-Rathauschefs im Schwabenland zur Posse entwickelte

Am Montag tritt Pirnas neuer Rathauschef sein Amt an. Nun aber wirklich!? Die Frage ist durchaus berechtigt, denn planmäßig sollte die Amtsübergabe an AfD-Oberbürgermeister Tim Lochner bereits am Donnerstag erfolgen – so hatte es der Stadtrat bereits vor anderthalb Jahren beschlossen. Auch Lochner – damals noch Stadtrat – reckte dafür im September 2022 seine Hand zustimmend nach oben.

Pustekuchen. Lochner, der im Wahlkampf vollmundig betonte, sich vom ersten Tag seiner Amtszeit am 22. Februar parteiunpolitisch ausschließlich um Pirna kümmern zu wollen, begründete unter vorgehaltener Hand seinen verspäteten Amtsantritt zunächst mit Urlaubsplänen.

Der neue Rathauschef beginnt sein Amt also belebend mit einer gehörigen Portion Urlaub. Welch inspirierender Start! Da haben sich die Wählerinnen und Wähler sicherlich in der Adventszeit besonders gefreut, für solch eine effiziente Verwaltungsspitze an die Wahlurnen gezerrt worden zu sein.

Sein Amt mit Urlaub zu beginnen, das war wohl selbst Lochner zu peinlich, deshalb gegenüber der Sächsischen Zeitung Ende Januar der offizielle Umschwenk:

„Lochner sei bislang davon ausgegangen, dass Hankes Amtszeit erst am 22. Februar ende, das ist in diesem Jahr ein Donnerstag. Der reguläre Amtsantritt des neuen Oberbürgermeisters wäre nach dieser Annahme auf den 23. Februar gefallen – ein Freitag. Doch freitags, so Lochner, sei das Rathaus personell nicht so stark besetzt wie an den anderen Werktagen, vor allem nach dem Mittag seien kaum noch Mitarbeiter anzutreffen. Daher hätte ein Amtsantritt an einem Freitag in einem halbleeren Rathaus aus seiner Sicht nur wenig Sinn gemacht.“. Wums! Das hat gesessen!

Als Oberbürgermeister ist man Vorbild und würde niemals die Öffentlichkeit an der Nase herumführen, schon gar nicht die Presse. Und so war es in den Augen einiger natürlich reiner Zufall, dass AfD-Lochner seine Urlaubspläne genau mit dem Beginn seiner Amtszeit synchronisiert hat und Freitag nach Eins macht sowieso jeder seins. Logisch.

Doch auch die, die bisher an Lochners Worte geglaubt hatten, wurden nun eines Besseren belehrt. Denn Dank der Recherche des Deutschlandfunks ist jetzt der eigentliche Grund für Lochners verspäteten Amtsantritt publik geworden.

Der „parteilose“ Pirnaer AfD-Oberbürgermeister, der sich auch von seinen Gönnern in der AfD nichts sagen und sich auch nicht vor deren Karren spannen lassen wollte, weilte am Freitag im Schwäbischen – als Gast beim Neujahrsempfang der AfD-Landtagsfraktion Baden-Württemberg.

Frei nach dem Motto „Wer braucht schon einen reibungslosen Amtsantritt, wenn man sich stattdessen lieber mit anderen Dingen bespaßen kann?“ hat Lochner drei Tage vor Amtsantritt eindrucksvoll gezeigt, wie man als Oberbürgermeister politische Neutralität demonstriert – mit Stauffenberg-Witzchen und einem Abschiebekalender für ihn. Sarkasmus aus.

„Lochner kann Pirna“ – ja, das hat er wirklich eindrucksvoll bewiesen. Lochner kann… irgendwie.

Bildrechte | Katharina Thoms

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