Pirna erhöht die Elternbeiträge

Wie jedes Jahr steigen die Elternbeiträge in der Kinderbetreuung. Auch in Pirna. Knapp 10 Euro mehr im Monat müssen Eltern ab 01. September für die Betreuung ihrer Kinder beisteuern. Um ein Haar wäre die Erhöhung für Krippenkinder um 25,50 Euro im Monat besonders hoch ausgefallen. SPD-Stadtrat Ralf Wätzig hatte die sprichwörtlich rettende Idee, die der „alte“ Stadtrat aus Ermangelung anderer Finanzierungsmöglichkeiten auch so mehrheitlich abgestimmt hat:

Kurzerhand wurde für Krippenkinder der Elternanteil an den Gesamtkosten („Elternbeitrag“) von 21 auf 19,5 % gesenkt. Was dabei unerwähnt bleibt: Der prozentuale Anteil der Eltern an den Gesamtkosten für Kindergarten- und Hortkinder wurde im Gegenzug erhöht. Irgendwer muss die abgebremste Kostensteigerung im Krippenbereich schließlich gegenfinanzieren.

Die Erhöhung des prozentualen Anteils an den Platzkosten für die einen, um die Kostensteigerung für die anderen auf dem Papier klein zu rechnen, ist in meinen Augen eine leicht zu durchschauende Zahlenspielerei. Der Elternbeitrag für Kindergarten und Hort bewegt sich nun am oberen Ende der Fahnenstange des gesetzlich Erlaubten von 30 %. Diese Eltern können im nächsten Jahr zur (solidarischen) Abfederung weiter überdurchschnittlich steigender Krippenplatzkosten nicht mehr herangezogen werden.

Ein weiterer Grund für die allgemeine Erhöhung der Elternbeiträge sind Gehaltsanpassungen für Erzieher. Kein Träger kann es sich zu Zeiten eines leergefegten Arbeitsmarktes für Erzieher noch leisten, weiterhin Gehälter zu zahlen, die unterhalb denen des öffentlichen Dienstes liegen. Die Folge wäre Personalflucht, zum Beispiel nach Dresden. Trotz Gehaltssteigerungen sind die freien Träger offenbar nicht in der Lage, ausreichend qualifiziertes Personal für die Kinderbetreuung in den Einrichtungen bereitzustellen. Nicht nur die Kita Schlängelbachweg (AWO) und die Kita Regenbogen (DRK) beklagen Personalprobleme. Die daraus folgende Reduzierung der Betreuungszeiten stellt betroffene Eltern vor enorme berufliche und private Probleme. Im Gegensatz dazu erweist sich erneut die Kindertagespflege als sicherer Hafen für die Eltern. Die Nachfrage nach Plätzen, die Zuverlässigkeit und Qualität sind in der Kindertagespflege besonders hoch und gehören nach meiner Meinung seitens der Stadt deutlich ausgebaut.

Die Personalsituation in unseren Kitas wird sich in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Viele Erzieher gehen in ihren wohlverdienten Ruhestand. Die Stadtverwaltung muss den freien Trägern unter die Arme greifen und wirbt ihrerseits um Erzieher. Die Sächsische Zeitung schreibt in Ihrer Ausgabe Pirna, die Stadt habe mit den freien Trägern eine Offensive gestartet. Ich sage: Der Stadtrat muss fraktionsübergreifend und im engen Zusammenwirken mit der Stadtverwaltung wieder vorausschauend agieren, anstatt auf Probleme nur zu reagieren. Dazu brauchen wir im Bereich der Kinderbetreuung Antworten auf Fragen wie:

  • Was kostet uns Kinderbetreuung im Vergleich zwischen freier und städtischer Trägerschaft?
  • Welche Vorteile hat es für Kinder, Eltern, Stadt und Kita, wenn Kinderbetreuung wieder vollständig in städtischer Trägerschaft liegt?
  • Wiegen diese Vorteile mögliche Mehrkosten (auch in den Elternbeiträgen!) auf?

„Wenn du willst, dass etwas richtig gemacht wird, dann mach es selbst.“ – eine Weisheit die in Zukunft auch in Pirna wieder zunehmend an Bedeutung gewinnt❓

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